Ursachen, Symptome und Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Von einer Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind durchschnittlich rund 5% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland betroffen. Eine ADHS mit äußerer Unruhe wird bei Jungen häufiger beobachtet als bei Mädchen und kann auch im Erwachsenenalter vorkommen. Betroffene mit ADHS leiden unter folgenden Einschränkungen:
Unaufmerksamkeit
Ihnen fällt es sehr schwer, sich über längere Zeit zu konzentrieren und machen den Eindruck, nicht richtig zuzuhören. Des weiteren sind sie leicht ablenkbar und machen häufiger Flüchtigkeitsfehler.
Hyperaktivität
Sie haben eine große innere Unruhe (innerer Motor) und zeigen einen besonders starken Bewegungsdrang (Kinder und Jugendliche rutschen beim Sitzen viel hin und her, trommeln mit den Fingern, wippen mit den Beinen, springen immer wieder auf, rennen, toben und zappeln – Sie können kaum Stillsitzen oder sich einer ruhigen Beschäftigung widmen, selbst wenn sie dabei frei bestimmen und entscheiden dürfen).
Impulsivität
Im Kindergarten, der Schule und Familie stören sie, fallen Anderen ins Wort und auch das Abwarten breitet ihnen große Schwierigkeiten, was häufig zu Konflikten führt. Diese Auffälligkeiten zeigen sich schon vor dem 12. Geburtstag, dauern länger als ein halbes Jahr an und sind deutlich stärker ausgeprägt als bei den Altersgenossen.Häufig kommen zu ADHS noch weitere Auffälligkeiten dazu, wie z.B. Störungen im Sozialverhalten oder eine Lese-Rechtschreibschwäche. Im Laufe des Erwachsenwerdens kann es passieren, dass Jugendliche mit ADHS eine psychische Erkrankung entwickeln (Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Zwang oder eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit). ADHS äußert sich unterschiedlich: In einigen Fällen wirken die Kinder weder unruhig noch lebhaft (ohne sichtbare Hyperaktivität), sondern eher abwesend, verträumt und vergesslich (Aufmerksamkeitsdefizitstörung= ADS),wobei eine innere Unruhe und Impulsivität auch hier vorkommen kann. Experten gehen davon aus, das Mädchen von einer ADS (ohne äußere, sichtbare Unruhe) häufiger betroffen sind als Jungen.
Symptome
Schon im Säuglingsalter leiden Betroffene mit ADHS unter motorischer Unruhe, Ess- oder Schlafproblemen. Die Schrei-Phasen halten teilweise zu lang ohne erkennbaren Grund an. Manche meiden den Körperkontakt, haben oft schlechte Laune, sind besonders anstrengend und können sich schlecht selbst beruhigen. Im Kindergartenalter sind sie zwar sehr aktiv, aber ihre Aktivitäten wechseln sie häufig ganz sprunghaft und im Spiel sind Regelakzeptanz und Ausdauer gering. Oft haben sie motorische Defizite, was häufig zu Unfällen führt. Geräusche, optische Reize oder andere wichtige Informationen nehmen sie weniger wahr und achten mehr auf bestimmte Details. In der Schule zeigen sie oft aggressives Verhalten, Wutanfälle, Nägelkauen, Vergesslichkeit oder Stimmungsschwankungen. Manche leiden unter einer Sprechstörung, einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche. In der Pubertät haben die Betroffenen oft ein geringes Selbstwertgefühl und neigen zu Ängsten oder Suchtverhalten. Essstörungen, Unfälle oder Regelüberschreitungen bis hin zu Straftaten kommen bei Jugendlichen mit ADHS öfter vor. Doch oft haben Menschen mit ADHS auch besondere Stärken, wie z.B. einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, Ideenreichtum, Hilfsbereitschaft oder Kreativität auf künstlerischem Gebiet.
Ursachen
Wissenschaftler sagen, dass bei ADHS mehrere Auslöser zusammenkommen: Genetische Faktoren (70-80 Prozent der Erkrankungen sind erblich bedingt, d.h. mindestens ein Elternteil hat ebenfalls ADHS), Frühgeburt, Konsum von Alkohol/ Nikotin oder Drogen in der Schwangerschaft, Umweltfaktoren (die Reaktionen von Eltern, Erziehern, Lehrern und anderen Kindern können Verlauf und Ausprägung der Störung positiv oder negativ beeinflussen)
Diagnostik
Da es noch kein einzelnes Testverfahren gibt, welches ADHS genau feststellen kann, sollten behandelnde Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder auch Psychologen unbedingt Erfahrungen mit Diagnose und Therapie von ADHS besitzen. Im Gespräch mit den Eltern (und eventuell auch mit dem Kind) erhalten die Experten wichtige Informationen über den Verlauf der Schwangerschaft, die Geburt des Kindes und dessen Krankengeschichte. Sie erfahren auch, welche Verhaltensweisen das Kind im Alltag zeigt und welche speziellen Problemen es im Elternhaus oder in der Schule hat. Auch der Experte selbst muss sich vom Verhalten des Kindes (in verschiedenen Situationen) ein genaues Bild machen. Bestimmte Klassifikationen (ICD-10 oder DSM-5) dienen dem Experten als Basis seiner Diagnose (psychische Erkrankungen). Mit standardisierten Tests werden dann die intellektuellen Fähigkeiten des Kindes getestet. Denn wenn die Intelligenzleistung des Kindes vermindert ist, können Wut und Frustration in der Schule die Folge sein, sodass ein anderes Therapeutisches Vorgehen nötig wäre. Ebenfalls untersucht wird, ob das Kind altersgerecht schreibt, rechnet oder ob sein Sozialverhalten altersentsprechend ist. Auch ärztliche Untersuchungen müssen durchgeführt werden, damit Erkrankungen ausgeschlossen werden können (z.B. Schilddrüsenstörungen, Epilepsien, Hör- und Sehstörungen, Störungen des Sozialverhaltens, Depressionen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder Medikamente als Auslöser).
Therapie
Die Therapie richtet sich nach Kindesalter und Schwere der Auffälligkeiten. Meistens ist eine individuell angepasste Mischung aus Beratung (Eltern lernen klare Regeln zu definieren, konsequent zu bleiben und erfahren, wie sie ihr Kind loben und das Selbstwertgefühl stärken können), Medikamenten (Methylphenidat oder Amphetamine für eine bessere Konzentration, Aufmerksamkeit und Kontrolle über impulsive Reaktionen) , verhaltenstherapeutischen Methoden (Mit dem Kind wird über positives Verhalten gesprochen, welches möglichst früh gefördert und geübt wird, um es dann in den Alltag zu übertragen - für jedes positive Verhalten erhält es dann eine Münze.) und Handlungsstrategien effektiv für den Patienten.
Ernährung
Ein Verzicht auf bestimmte Lebensmittelfarbstoffe, die Hyperaktivität oder Unaufmerksamkeit auslösen oder verstärken können, ist sinnvoll. Auch ein erhöhter Verzehr von Omega-3-Fettsäuren (Seefisch essen oder Fischöl-Kapseln einnehmen) über mehrere Monate kann Kindern mit ADHS helfen, ihre Impulsivität zu verringern.
(Quelle: www.baby-und-familie.de/Adhs vom 23.02.18, S.1-9)