Welchen Nutzen haben Strafen oder Belohnungen gegenüber Kindern?

Pädagogin Katharina Saalfrank sagt, dass Strafen das Selbstwertgefühl der Kinder und auch das Vertrauen zueinander schädigen können und sie die Beziehung zwischen Eltern und Kindern nur belasten. Laut Hirnforschung verstehen Kindergartenkinder Verbote auf der Vernunftsebene noch nicht, da die dafür notwendigen Strukturen erst später im Gehirn vollends heranreifen. Da Kinder in diesem Alter hauptsächlich noch von Emotionen bestimmt werden, könnten wir sie aber sehr gut auf der Gefühlsebene erreichen, indem wir ihre Emotionen ansprechen (z.B. könnten wir dann zum Kind sagen: „Das macht dich gerade richtig wütend!“), sodass ihnen auch bewusst werden kann, was sie gerade empfinden (Ärger, Wut oder Freude). Laut Katharina Saalfrank sollten Kinder ihre Emotionen nicht unterdrücken, sondern im Gegenteil unterschiedliche Gefühle erleben und kennenlernen. Statt drängenden Befehlen, bevorzugen Kinder oft gemeinsame Aktivitäten mit ihrem Eltern, da sie meistens auf der Suche nach Nähe, Kontakt und Beziehung seien. Die sogenannte „Selbstwirksamkeit“(der Wunsch, etwas alleine aus eigenem Antrieb und eigener Kraft zu meistern und darin auch bestärkt zu werden) sei besser als Strafen oder Belohnungen, die diesen inneren Antrieb stören könnten. Auch wenn beim Spielen ein Kindergartenkind ein anderes Kind haut, sollte der Bezugsperson klar sein, dass Kinder in diesem Alter noch nicht fähig sind, sich mit Worten abzugrenzen und somit physisch (mit Hauen oder Treten) reagieren. Die Bezugsperson sollte nicht schimpfend das Verhalten des Kindes verändern oder bestrafen, sondern lieber auf konstruktive Art Gefühle ansprechen (z.B. „Was ist passiert? Warum weinst du?“), sodass das Kind mehr über seine Empfindungen und Bedürfnisse erfahren kann und eine Klärung möglich ist.

(Quelle: „Der Spiegel“ vom 07.10.17, Interview mit Pädagogin Katharina Saalfrank, S. 134-136)

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